Montag, 7. August 2000

Die Jahrtausendwende

Im Jahr 2000 erhielt der Mann, mittlerweile 60 Jahre alt, eine Benachrichtigung von seiner Bank, dass er sich doch mal um seine finanziellen Dinge kümmern solle. Er sollte Vermögenswerte umschichten, vielleicht auch mal daran denken, Immobilien zu kaufen.

Der Mann stutzte. Immobilien? Mehrzahl? Er sollte sich mehrere Häuser kaufen? Zum ersten Mal seit Jahren ging er zu seiner Bank, um sich einen genauen Überblick über seine finanziellen Verhältnisse zu verschaffen. Und da verschlug es ihm die Sprache. Das Portfolio, das vor vielen Jahren so harmlos angefangen hatte, hatte sich so grundlegend gewandelt, dass ihm ein unvorstellbar großes Vermögen gewachsen war. Genau das aber machte den Mann stutzig. Konnte es sein, dass er mit legalen Mitteln an so viel Geld gekommen war? Er forschte nach und entdeckte die Abgründe, in die er sich unwissentlich begeben hatte. Zu dem Portfolio gehörten Firmenbestatter, die fast bankrotte Firmen aufkauften, Arbeitsplätze zerstörten und alles zu Geld machten, was sich noch verkaufen ließ – und das mit großen Profit. Ein anderer Teil des Vermögens stammte aus Spekulationsgeschäften mit Lebensmitteln. Andere Menschen waren verhungert, während sich das Geld auf seinen Konten angehäuft hatte.

Das warf den Mann in schwere Gewissensnot. Was sollte er tun? Zuallererst machte er alles liquide, was er besaß. Damit wurde der Fond, der ihm so viel Geld eingebracht hatte, nahezu ausgetrocknet – für manche mochte das eine späte Genugtuung sein. Doch nicht für den Mann. Da stand er nun und wusste nicht weiter. Was sollte er machen? Das Geld irgendjemand geben? Das war keine Lösung. Es musste sich irgendetwas Vernünftiges damit machen lassen. Etwas, das den Menschen half – auch denen, auf deren Kosten sich das Vermögen angesammelt hatte. Also begann der Mann zu reisen.

Er besuchte die Orte an der Welt, wo er Weisheit vermutete und kam so um die ganze Welt herum. Europa, Afrika, Amerika, Australien. Doch leider konnte ihm keiner helfen, egal wen er auch fragte. Er hatte eine grobe Vorstellung, eine Gemeinschaft zu gründen, doch die Idee war noch sehr vage. Und es schien, dass sein Problem selbst für die Weisen eine Nummer zu groß war.

Seine Reise dauerte zwei Jahre.